Ostern als Kassiererin

Aus meiner Sicht

Wenn man als Kassierer/in arbeitet und schon die ein oder andere Schicht vor einem Feiertag hatte, dann weiß man wie übel das sein kann. Im Normalfall wird dir jeder erzählen, dass Weihnachten am Schlimmsten ist. Ich hätte das, bis zu diesem Wochenende, auch getan.

Ostercalypse now!

Ich arbeite nun sein gut eineinhalb Jahren als Kassiererin in einem sehr großen Supermarkt mit vierzehn Kassen. Unser Angebot ist überdurchschnittlich und daher sind wir an sich schon sehr gut frequentiert. Abgesehen von Lebensmitteln, bieten wir auch jede Menge Technik, z. B. Fernseher, Kühlschränke etc. und Kleidung an, ja sogar eine eigene Garten-/Floristikabteilung haben wir und von dem großen Angebot an Zeitschriften, Büchern und Haushaltswaren, habe ich da noch gar nicht angefangen. Ganz besonders gefragt, gerade zu Weihnachten und Ostern, ist natürlich auch unsere Spielzeugabteilung. Achtung! Dies ist natürlich keine Werbung, ich möchte dir nur das Ausmaß dieses Supermarktes begreiflich machen.

Jedenfalls habe ich in diesen eineinhalb Jahren zwei Mal Weihnachten und mittlerweile auch zwei Mal Ostern und UNZÄHLIGE andere Feiertage, nach denen die Apokalypse eintreten hätte sollen, erlebt. Weihnachten 2017 ging eigentlich relativ ruhig von Statten. Als hätten die Kunden vom Vorjahr noch Reste übrig. Also ging ich davon aus, dass Ostern zwar mehr los sein wird, als im Normalbetrieb, aber maximal so wie eben an Weihnachten. Tja… falsch gedacht. Dieses Osterfest müssen die Leute so gemästet worden sein, dass danach wohl keiner mehr einkaufen gehen kann. Bewegungsunfähig sozusagen. Was ich allerdings niemals erwartet hätte, ist ein proppevoller Laden am Mittwoch vor Ostern.

Fließbandarbeit

Als ich gerade in der Arbeit ankam und mir den Kassenschubladenschlüssel von der zuständigen Aufsicht abholte, sah ich bereits das Ausmaß, dass diese Feiertage annehmen würden. Dreizehn von vierzehn Kassen waren geöffnet, Kolleginnen von der Fläche mussten mithelfen um diese Massen an Kaufwütigen zu bändigen. Kaum saß ich in der Kasse, ging die Fließbandarbeit natürlich los. Es blieb keine Zeit für ein ausgiebige Gespräche oder gar Kleingeld zählen, alles muss bei solch einem Kundenandrang schnell gehen, auch wenn ich mir sonst immer für meine Kunden die Zeit nehme. Umso länger es dauert, umso schlechter gelaunt ist der nächste Kunde und dessen Nachfolger und dessen Nachfolger auch. Wer bekommt das ganz am Ende ab? Die Kassiererin, natürlich. Wer hätte es gedacht. Und nicht zu vergessen: Nicht in Hektik ausbrechen, nur weil man das Ende der Schlange nicht mehr sehen kann.

Ich arbeitete so vor mich hin, als mir die Aufsicht, nach einer gefühlten halben Stunde, zu verstehen gibt, dass ich nun Pause machen soll. Als ich auf die Uhr schaue, sind bereits drei Stunden vergangen und der Kundenstrom nimmt einfach nicht ab. Faustregel: Wenn du nicht mitbekommst, wie schnell die Zeit verfliegt, ja DANN ist wirklich was los!

Am Ende stand ich mit den Kolleginnen hinten im Kassenbüro und wir waren alle fix und fertig mit der Welt, das Grauen im Nacken, wie wohl der Gründonnerstag oder Karsamstag werden würde, wenn der Mittwoch schon so bestialisch war. Am Ende lief es am Donnerstag ganz genauso, nur mit dem Unterschied, dass wir später fertig wurden. Wir hatten, ganz im Gegensatz zu sonst, noch zehn von vierzehn Kassen offen und jeder von uns noch ungefähr sechs Kunden… zwei Minuten vor Acht! An diesen beiden Tagen habe ich gut das doppelte an Umsatz gemacht, bei nahezu gleichbleibender Kundenzahl. Erschreckend. Aber wenigstens waren es an den beiden Tagen ausschließlich nette und zuvorkommende Kunden. Danke hierfür! ?

Und dann kam der Samstag…

Innerlich schon darauf vorbereitet, dass dieser Tag, weil zwischen den Feiertagen, genauso werden würde oder schlimmer, war zu meiner Schicht „relativ“ wenig los. Immer noch mehr als normalerweise, aber wesentlich weniger als die beiden Tage davor. Aber was die Kunden nicht an Masse bringen, machen sie mit Unfreundlichkeit wieder wett.

Der eine pflaumt mich an, weil ich ihm nicht sofort die Zigaretten aufmache, während ich noch einen anderen Kunden bediene und als sie dann endlich offen sind, mault er die ganze Zeit rum, stößt eine Cola-Flasche des Kunden vor ihm an, diese beginnt gefährlich zu wackeln und anstatt sie festzuhalten, sieht er in aller Seelenruhe dabei zu, wie sie über die Bande in ihren Tod hoppst.

Da der Laden zu diesem Zeitpunkt einen guten Schwung an Kundschaft hatte, blieb mir natürlich nichts anderes übrig, als die Scherben gleich aufzusammeln und es zumindest grob trocken zu legen, bis die Reinigungskraft kommt um die klebende Substanz vom Boden zu entfernen. Kleiner Tipp am Rande: Sich in solchen Momenten darüber zu beschweren, dass jemand seine Arbeit macht und das „Missgeschick“ von einem behebt, ist nicht gerade förderlich.

Grundsätzlich waren die meisten Kunden, am Samstag, Mundfaul und genervt, weil sie lange warten mussten.

Stets freundlich und bemüht

Was nach einer mittelprächtigen Zeugnisbewertung klingt, ist im Berufsfeld des Verkäufers/des Kassierers Pflichtveranstaltung. Egal wie unfreundlich die Kunden zu dir sind, lächle, bleib freundlich und zuvorkommend. Natürlich darfst du dem Kunden auch Grenzen aufweisen, wenn er sie deutlich übertritt, aber auch das muss freundlich geschehen. Und nein, das ist wirklich nicht leicht, wenn man jemanden am liebsten, mit einem saftigen Arschtritt, aus dem Laden befördern möchte.

Schichten die kurz vor Feiertagen liegen sind besonders stressig und Emotionsgeladen und als Kassiererin scheint man sowieso irgendwie das Potenzial zu haben, den ganzen Frust des Kunden ab zu bekommen. Und das nicht mal selbstverschuldet. Ja ich kann verstehen, wenn man genervt ist, weil man lange an der Kasse ansteht, aber der Ärger den man von der Arbeit/der Familie/dem Idioten auf dem Parkplatz mitbringt, hat nichts bei der Kassiererin zu suchen, denn die kann dafür wirklich nichts. Und dennoch bekommen wir es ab, wie Bauernopfer auf einem Schachbrett.


Bildquelle: Pixabay
1

9 thoughts on “Ostern als Kassiererin”

  1. oh ich kann mir das gut vorstellen. ich denke mir das bei uns auch oft. wir gehen üblicherweise in einen relativ kleinen supermarkt einer relativ großen kette einkaufen und aus zeitgründen entweder freitag nachmittag oder samstag vormittag. zum einen fasziniert mich ja, dass selten gleichmäßig viel los ist an der kassa, sondern entweder eine riesenschlange ist oder grad niemand ansteht. unsere kassiererinnen (stimmt das so? sieht komisch aus) sind alle schon lange dort und wirklich immer freundlich und bemüht und auch echt flott. wenn ich rund um mich dann oft mitkriege, wie manche menschen drauf sind (was zum glück nicht ALLZU oft passiert), ärgert mich das total und ich versuche dann halt zumindest irgendwie Verständnis und Mitgefühl auszudrücken bzw. wenn mal was runterfällt und weggewischt werden muss (das muss bei uns immer das kassapersonal machen) auch zu sagen, dass sie sich nicht stressen brauchen.

    mir fällt das schon oft auf, wie sehr menschen in der position des kunden ihr gegenüber in solchen berufen kaum noch als mensch wahrnehmen, sondern eher als posten, der zeit kostet. klar macht es keinen spaß, wenn man es eilig hat und 15 minuten ansteht, aber wie du sagst – die person an der kassa kann da nix dafür und soviel sollte man schon noch mitkriegen.
    außerdem ist für einen selbst eine freundliche begegnung, auch wenn sie quasi halb-anonym ist, immer was, was positive spuren hinterlässt.

    ich wünsche dir jedenfalls, dass dieses ostern eine ausnahme war!

    1. Ja Kassiererinnen stimmt so, finde aber auch, dass es seltsam aussieht. Ja gerade in kleineren Supermärkten müssen die Kassenkräfte das oft selbst machen. Bei der Größe die wir haben, haben wir aber glücklicherweise ein Putzteam, allerdings passieren die Sachen oft auch dann, wenn die schon Feierabend haben, weil die halt nicht bis achte bei uns sind.

      Im Endeffekt sind wir niederes Personal für den Kunden. Ja. Nicht für alle, natürlich, aber für einige schon und das ist sehr verletzend manchmal. Ich glaube darüber schreibe ich mal einen extra Beitrag. ^^

      Als Kassierer/in freut man sich unglaublich, wenn man nett begrüßt wird. Das macht die paar Minuten, die man mit dem Kunden verbringt, angenehm und man wird irgendwie auch gestärkt für die batzigen Kunden. Hilft zwar nicht immer, aber meistens sind die Kunden, die nach dem unhöflichen kamen, sehr nett und machen das ganze wieder wett. (Dieses Ostern ausgenommen.)

      Danke dir, das hoffe ich auch. 😀

      1. ich denke, das wäre eine super idee. vielen ist das einfach nicht bewusst, dass da kein „roboter“ sitzt hab ich das gefühl und vielleicht regt es den einen oder anderen zum nachdenken an. aber umgangsformen leiden generell irgendwie immer mehr, meiner wahrnehmung nach. also höflichkeit begegnet mir – grade in der stadt – kaum noch. obwohl wien da leider auch nochmal ein ganz spezielles pflaster zu sein scheint.

        bei uns gibt es allerdings interessanterweise da auch verschiedene typen. also in unserem supermarkt ist eben auch ziemliches stammpersonal und 2 von den damen freuen sich immer richtig, wenn man ein schönes wochenende wünscht und sie eben tatsächlich halt auch als menschen „wahrnimmt“ (klingt komisch?) und die kennen auch uns mittlerweile. andere gibts wieder, die auf das gar nicht reagieren, vielleicht weil sie sich selber schon angewöhnt haben, total stoisch in ihrer arbeit zu sein, um sich vor den entsprechenden personen zu schützen.

        1. Nicht nur, dass da kein Roboter sitzt, sonder auch, dass die Menschen hinter der Kasse nicht dumm sind, nur weil es ein „einfacher“ Job ist. Na mal sehen was da im Beitrag zusammen kommt. Die Umgangsformen leiden tatsächlich in letzter Zeit, wobei ich auch eine starke Gegenbewegung in unserer Generation feststellen konnte. Die dann noch extra nett sind, wenn jemand anderes es nicht war. 🙂

          Nein klingt nicht komisch. Das sehe ich ja auch tagtäglich. Wir haben auch einige die schon komplett resignieren. Leider. Eine Kollegin hat mich letztens gefragt, wie ich die Spätschicht nur aushalte und ich habe geantwortet „Gelassenheit“. Sie war gleich total entsetzt und meinte, dass sei nichts für sie. ?

          1. oh JA, das kommt sicher auch noch dazu. das schubladisieren und urteilen ist ja sowieso eine klasse für sich…
            und ja das stimmt, es gibt dann doch auch wieder viele menschen, die sehr drauf achten. obwohl ich halt finde, dass in unserem kulturkreis (obwohl Ö da nochmal extremer ist als D mMn) freundlichkeit halt einfach generell nicht so groß geschrieben wird. das fällt mir immer und immer wieder auf, wenn ich von reisen nachhause komme und jetzt grade von amerika ganz speziell. auch wenn das oberflächlich ist, ist das im täglichen umgang miteinander einfach viel angenehmer.

            haha, ja, gelassenheit – mein wort 2017 😀 😀

          2. Ging mir auch so, als ich aus dem letzten Urlaub (Mallorca – SaComa) zurück gekommen bin. Dort gehst du in einen Laden rein und wirst sofort freundlich begrüßt und angesprochen. Nachdem wir aus dem Urlaub zurück waren, sind wir am gleichen Tag noch kurz in den Elektromarkt, weil wir irgendwas dringend brauchten. Ich weiß nicht mehr was. Jedenfalls waren wir noch total gelassen und glücklich vom Urlaub und der Verkäufer total… bissig. Ähm… ja. ?

            Gelassenheit bringt einen so viel weiter, ist aber auch nicht immer einfach.

  2. Oje, das klingt schon recht anstrengend. Habe gerade darüber nachgedacht, wie ich immer so als Kunde und das passt eigentlich schon meistens. Etwas grummelig werde ich nur, wenn die Produkte nach der Registrierung sehr grob in die Mulde gepfeffert werden, nach dem Motto: So, jetzt gehört es Dir, jetzt ist mir Wurscht was damit passiert.
    Ich bin aber auch meistens im gleichen Supermarkt und da kenne ich schon die Kassiererinnen und weiß, welche mein Tempo hat. 😉
    Und Du hast recht: Ein freundlicher Gruß ist immer das Beste, vor allem in sehr stressigen Zeiten. Als Kunde sieht man ja auch wenn die Hölle los ist und da habe ich schon einigen Male meinen Kassiererinnen ein aufmunterndes Wort gegeben und dafür ein Lächeln bekommen. 🙂

    1. Was? Machen die Kassenkräfte das bei euch wirklich? Das ist ja unter aller Sau! Sowas macht man nicht. Also bei uns ist es wirklich so, dass wir sehr darauf achten, dass nichts kaputt geht. Zerbrechliche Dinge, gebe ich den Kunden auch direkt. Schade, dass das bei euch nicht so ist. 🙁

      Tempo ist immer so eine Sache. Im Normalfall passe ich mein Tempo den Kunden oder den Umständen an. Manchmal muss es leider zackig gehen, aber dennoch nehme ich mir immer die Freiheit heraus, auch in Stressmomenten, gerade auf ältere Kunden mehr Rücksicht zu nehmen. Das verstehen die meisten anderen Kunden aber auch.

      Das machst du sehr gut! Uns, als Kassenkräfte, ein Lächeln zu schenken oder sogar zu zaubern ist gold wert und versüßt uns stressige Arbeitszeiten. 🙂 Danke!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.