Wenn die Angst alles bestimmt

Gedankenwelt

Vor kurzem habe ich ja über das Thema Mobbing geschrieben bzw. einen Brief an meine Peiniger. Nachdem ich die Büchse der Pandora geöffnet habe, beschäftigt mich nun dieses Thema auch mehr, als ich es eigentlich wollte. Aber ich werde es auch hier so halten, wie mit allen anderen Themen, seit ich mit der Therapie begonnen habe: darüber reden.

Dieses ständige drangsaliert werden von meinen Mitschülern und anderen Personen in meinem Umfeld, hat mein Selbstvertrauen sehr beschädigt. Früher war ich ein Mädchen, dass bewiesen hat, dass es etwas kann, auch wenn man nicht daran glaubte. Heute habe ich den Mut verloren. Ich glaube demjenigen, der zu mir sagt, dass ich etwas nicht kann. Ich versuche gar nicht erst das Gegenteil zu beweisen. Nein, ich überzeuge mich sogar selbst davon, dass derjenige recht hat. Ich rede es mir regelrecht ein.

Und wenn ich wirklich mal etwas gut mache und sogar ein Lob dafür bekomme, dann kann ich es nicht annehmen. Genauso wie Komplimente. Ich habe die meiste Zeit in meinem Leben nur das Gegenteil davon gehört. Meistens wenn mich jemand lobt oder mir ein Kompliment macht, lächle ich müde oder verlegen und bedanke mich. Aber innerlich denke ich mir Ja, ne. Schon klar. Mach dich ruhig über mich lustig!, dicht gefolgt von meinem inneren Kritiker, der mir aufzeigt, warum dieses Kompliment/Lob Humbug ist.

Ich möchte das nicht!

Aber ich bin müde, zu müde dagegen anzukämpfen. Ich beginne wieder alles zu hinterfragen und ewig zu zerreden. Mir fehlt die Kraft. Mir fehlt es an Mut. Eigentlich habe ich mein Wort des Jahres völlig falsch belegt. Momentan entwickelt es sich von Disziplin weg und wieder hin Richtung Mut. Vielleicht war ich damit einfach noch nicht fertig. Denn alles steuert darauf zu und vielleicht brauche ich auch genau das für mich.

Vielleicht muss ich mich mehr der Angst stellen, um diese Unsicherheiten zu überwinden. Selbstbewusster zu werden und mir mehr zuzutrauen. Warum bin ich nur so ängstlich geworden? Warum traue ich mir nichts mehr zu? Warum habe ich mich so verunsichern lassen? Ich hoffe ich kann das überwinden. Ich wünsche es mir!


Bildquelle: Anderson Miranda
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6 thoughts on “Wenn die Angst alles bestimmt”

  1. Liebes, ich kann dich so gut verstehen. Deine Worte hätten von mir stammen können. Ein Lob dringt kaum zu mir durch, wohingegen eine Kritik (selbst wenn sie noch so unqualifiziert ist) mich bis ins Mark trifft und es schafft, mein ganzes Selbstwertgefühl in Frage zu stellen. Teilweise traue ich mir Dinge aus Angst vor potentieller Kritik dann schon gar nicht zu… so ein Klassiker bei mir ist es, alleine unter fremden Menschen oder an mir unbekannten Orten zu sein. Da werde ich aus Angst, mich dämlich anzustellen und deswegen blöd angemacht / angestarrt zu werden, so nervös und fahrig, dass ich mich _wirklich dämlich anstelle.

    „Mehr Selbstvertrauen / Mut“ ist daher eines der Themen, an denen ich dieses Jahr gezielt arbeite (in den letzten ein, zwei Jahren war es mehr sporadisch / unstrukturiert).
    Unter anderem habe ich angefangen, mich selber zu loben (fühlt sich am Anfang wirklich strange an). Einfach ein laut ausgesprochenes „Das hast du gut gemacht“. Ich achte zudem bewusst darauf, was alles geklappt hat, welche Herausforderungen ich gemeistert habe – damit die Erinnerungen an die ganzen erfolgreichen Dinge hoffentlich die potentiellen Horrorszenarien ablösen. Bezüglich der Horrorszenarien versuche ich, mir ganz klar „Stop!“ zu sagen, wenn ich damit wieder unbewusst anfange… weil sie wie selbstverständlich in meinem Kopf ablaufen. Etwa, wenn ich mit meinem Mann darüber spreche, dass wir gemeinsam eine längere Strecke fahren, uns beim Fahren abwechseln und bei mir direkt das „OMG, hoffentlich geht alles gut, hoffentlich baue ich keinen Unfall“-Kopfkino losgeht-

    Mir ist klar geworden, dass mich meine Mom in der Hinsicht stark beeinflusst. Das soll keine Schuldzuweisung sein, sie meint es ja nur gut. Aber sie hat mich immer überprotektiv erzogen und ist selbst heute noch so – ich bin 32. Gerade gestern hatten wir wieder so eine Situation. Es ging darum, dass ich sie bei der Planung einer Veranstaltung unterstütze und ihr angeboten habe, eine als Wanderung geplante Strecke probehalber abzulaufen. „Alleine?! 4km alleine… nein, besser nicht… da ist mir nicht wohl…“ – argh, ich musste mich da wirklich zusammenreißen, um nicht auszurasten. Weil sie es durch solche Äußerungen immer wieder schafft, dass ich selber vor allem Möglichen Angst bekomme, mir Horrorszenarien ausmale und mir nichts zutraue-
    Von vielen Aktivitäten erzähle ich ihr vorher daher schon gar nicht mehr, damit sie sich keine Sorgen macht und eben auch keine Ängste in mir schürt.

    Was ich demnächst angehen will, ist eine Art Collage aus den Schutzkarten des Tarot (Hohepriesterin, Hierophant, Stern – Vertrauen in meine Intuition, in die Sinnhaftigkeit dessen, was ich tue und was mir widerfährt, sowie Vertrauen in die Zukunft). Kann zumindest nicht schaden. 😉

    Ich denke, dass du auf einem guten Weg bist – weil du dir dieser Baustelle bewusst bist und sie angehst. Vielleicht magst du demnächst mal erzählen, mit welchen Techniken du arbeitest und wie es dir damit geht?

    Liebe Grüße
    Black Wolf

    1. Mir geht es jetzt mir deinem Kommentar genauso. Fast, als hätte ich ihn geschrieben.

      Ich stelle mich jetzt einfach auch mehr Dingen, die mir Mut abverlangen. Es hat sich einfach dort hin entwickelt und ich gebe dem ganzen nach. Ich habe irgendwie auch das Gefühl, dass ich soweit bin, auch wenn ich kurz vor diesen Momenten dann immer zum ängstlichen Hasen werde und mir immense Gedanken über ungelegte Eier mache. ? Hatte das erst gestern bei einer Legung zu meinem spirituellen Begleiter. Ja…

      Sich selbst zu loben ist eigentlich eine gute Idee. Ich habe jetzt angefangen mir auf meinen Spiegel zu schreiben, welche positiven Eigenschaften ich habe. Dann sehe ich sie immer beim Zähneputzen und wenn ich mir die Hände wasche. Eigentlich immer wenn ich im Bad bin. Und irgendwie tut es gut, dass immer und immer wieder zu lesen. 🙂

      Ohje… das kann ich auch ein bisschen nachvollziehen. Und ich verstehe es auch nicht als Schuldzuweisung. Ich weiß was du damit sagen willst. Es sind eben Dinge im Leben die einen beeinflusst haben. Das ist in meiner Familie nicht anders.

      Nein das kann nicht schaden. Ich bin schon sehr gespannt auf die Schutzkarten-Collage. ?

      Ohja… das könnte ein wirklich schöner Beitrag werden. Ich glaube da mach ich mir gleich mal Notizen zu. Danke. ?

  2. manchmal sind es vielleicht auch phasen auf dem weg. ich kenne das gefühl so gut, obwohl ich nicht gemobbed wurde, aber dennoch wirkt es immer soviel stärker, was an negativem feedback kommt. aber manchmal ist es auch wieder anders und da fühle ich mich, als ob ich alles schaffen könnte. leider ist es oft davon abhängig, was „außen“ grade so passiert… und ich denke, bei dir ist einfach wieder ein thema aufgebrochen, eines, mit dem du noch nicht ganz durch warst oder bist und das du jetzt vielleicht an einem anderen punkt oder an einer anderen ebene weiter aufarbeiten musst…

    1. Ich weiß nicht mehr, woher ich diese Aussage habe, vielleicht war sie sogar von dir? Sie ging in etwa so:

      Es ist kein Wunder, dass wir die negativen Erfahrungen in unserem Leben viel mehr wahrnehmen, als die positiven, weil unser Körper noch immer darauf geeicht ist, sich Gefahren zu entziehen, also muss er sich merken, was nicht gut für ihn war. So nehmen wir das mehr auf, als positives um uns beim potentiellen nächsten Mal besser schützen zu können.

      So oder so ähnlich, jedenfalls musste ich gerade wieder daran denken. ?
      Allerdings ist der Körper auch ein Gewohnheitstier und ich möchte es zur Gewohnheit machen, keine irrationalen Ängste mehr zu entwickeln und besonnen an diese Themen heran gehen zu können.

      Äußere Einflüsse sind so markant! Ich finde das auch immer wieder faszinierend und gleichermaßen auch manchmal erschütternd. Und gerade wenn diese Punkte, wie eben auch jetzt mit dem Thema Mobbing bei mir, aufkommen, dann muss ich das einfach umgraben. Irgendwie hat sich das so entwickelt. Es ist unglaublich anstrengend, aber so gebe ich der Erde die Möglichkeit eine neue Saat aufzunehmen und eine wundervolle Pflanze daraus erblühen zu lassen. Das klingt gerade so kitschig! Aber es ist eine sehr passende Metapher, wie ich finde.

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